• NFTs haben es binnen eins Jahrs geschafft den Internet Diskurs zu dominieren. Viele Firmen versuchen auf den Zug aufzuspringen nur um dann von irgendwelchen Mobs mit Fackeln und Mistgabeln eines Besseren belehrt zu werden. Ich habe mich kürzlich auf die virtuelle Reise begeben, herauszufinden was NFTs für viele so Interessant macht und warum Menschen bereit sind so viel Geld in sie zu investieren (spoiler alert: ich weiß es immer noch nicht). In diesem Thread möchte ich gerne meine Einsichten mit euch teilen und mit euch darüber diskutieren. Zuerst gehe ich auf die technische Grundlage der NFTs ein und was NFTs überhaupt sind und erörtere später die größeren Zusammenhänge.


    Tl;dr;: Mir ist nicht klar warum NFTs so hoch im Kurs stehen, wenn ihre technischen und gesetzlichen Grundlagen viele der Attribute, die man NFTs zuschreibt, gar nicht unterstützen.


    Disclaimer: Bei meinen technischen Beschreibungen habe ich manchmal die Verständlichkeit der Präzision vorgezogen, daher verzeiht mir, wenn gewisse Sonderfälle nicht berücksichtigt werden.


    Was ist die Blockchain?


    Eine Blockchain ist eine verteilte Datenbank. Viele Computer auf der ganzen Welt haben eine Kopie dieser Datenbank und einigen sich auf deren Inhalt, was dazu führt, dass jede Kopie dieser Datenbank überall den gleichen Inhalt hat. Die Verfahren, die zum Erhalt dieses Konsenses beitragen heißen Proof of Work[1] und Proof of Stake. Der Energiebedarf und andere Einzelheiten dieser Algorithmen sind nicht Gegenstand dieser Diskussion, aber ist aktuell erheblich. Ethereum will Mitte des Jahres auf ein Proof of Stake Modell wechseln[2], das den Energiebedarf der Blockchain deutlich reduzieren sollte. Im Allgemeinen Fall von Kryptowährungen wird diese Datenbank dafür verwendet, abzuspeichern, wer wie viel Währung an wen übertragen hat. Im Grunde eine riesige Liste an Transaktionen; ähnlich, wie bei einer Bank. Diejenigen, die den Konsens der Datenbank aufrechterhalten, werden Miner genannt, weil sie durch ihre Arbeit die Blockchain erhalten und im Gegenzug Währung dafür erhalten.


    Was sind Smart Contracts?


    Man kann Blockchains aber auch für andere Zwecke verwenden als nur zum Speichern von Transaktionen. Man kann auch Programme in der Datenbank hinterlegen, die unter gewissen Umständen von dem Netzwerk ausgeführt werden. Die Programme werden mit einer gewissen Menge Währung aufgeladen, die diejenigen erhalten, die das Programm ausführen. Man kann es sich vorstellen wie ein Getränkeautomat[3]. Man wirft Geld rein, die Maschine arbeitet und am Ende passiert etwas – das Getränk fällt heraus. Diese Programme heißen Smart Contracts und haben nichts mit Verträgen im herkömmlichen Sinne zu tun. Der „Vertrag“ ist vielmehr eine Art Kaufvertrag: Der Käufer kauft Rechenzyklen vom Netzwerk indem er den Vertrag mit Geld auflädt und der Vertrag berechnet dann seine smarten Dinge auf eine kryptografisch nachweisbare Art.


    Was sind NFTs?


    Diese Programme können in die Blockchain schreiben und können auch andere Gegenstände zwischen Accounts übertragen als nur Währung. Non-Fungible Tokens (NFTs)[4] sind solche Gegenstände. Non-Fungible bedeutet so viel wie nicht austauschbar. Im Gegensatz zu einem Bitcoin ist ein NFT nicht austauschbar mit einem beliebigen anderen NFT. Ein Smart Contract kann einen solchen Token erstellen und einer Adresse bzw. einem Konto übertragen. Jedes Mal wenn ein User den Token an einen anderen User übertragen möchte, muss er das auch über dieses Programm tun. Ein Token besteht dabei aus einer ID (jedes Programm kann eine ID nur ein Mal vergeben) und aus Metadaten. Die Metadaten enthalten in der Regel einen Namen und eine Beschreibung des Tokens sowie eine URL zu dem Bild, das mit dem NFT verknüpft ist. Wichtig: Sie enthalten nicht die Daten des Bildes selbst, sondern nur den Link. Technisch gesehen könnten sie die Daten des Bildes enthalten, allerdings würde das Erstellen des NFTs infolgedessen extrem teuer werden (1MB kostet ca. 32 Ethereum ~ 86.000 EUR).


    Wie erstellt man NFTs?


    Als Nutzer der Plattformen ist es sehr einfach einen NFT zu erstellen. Man vergibt einen Namen, eine Beschreibung, lädt ein Bild hoch und kann je nach Smart Contract noch ein paar andere Eigenschaften vergeben. Der Anbieter schreibt diesen Token dann entweder sofort in die Blockchain (auf Kosten des Erstellers), oder erst beim ersten Verkauf (auf Kosten des Käufers). Das Festhalten in der Blockchain nennt man auch Minting. Mit dem richtigen technischen Know-How kann man sich auch selbst einen Smart Contract schreiben[3], der NFTs minten kann. Die Kosten für das Minten sind einmalig und müssen später nicht noch einmal gezahlt werden.


    Wie handelt man NFTs?


    Wenn man einen NFT auf einer Plattform wie OpenSea oder Raribles ersteigert, oder kauft, befiehlt man dem Smart Contract der jeweiligen Platform indirekt, den Besitzer des jeweiligen Tokens auf einen neuen Besitzer umzuschreiben und das Geld auf das Konto des bisherigen Besitzers zu übertragen. Ein Konto ist hier eine Wallet. Man kann sich so ein Wallet in der Regel sehr einfach erstellen. Für Ethereum ist z.B. Metamask sehr weit verbreitete.
    Nicht alle Programme unterstützen eine Weitergabe der Tokens, aber das sind Ausnahmen und sind auch immer im Voraus bekannt.
    Manche Contracts verlangen bei einem Weiterverkauf sogenannte Royalties. Im Grunde verdient der ursprüngliche Ersteller des Tokens mit Royalties an jedem Weiterverkauf einen Anteil des Verkaufspreises.


    Wie erhalten NFTs ihren Wert?


    Der Preis eines NFTs definiert sich primär durch Versteigerung. Nutzer der jeweiligen Handelsplattform überbieten sich, bis die Frist der Versteigerung vorbei ist. Der Token wird dann dem Höchstbietenden verkauft. Alternativ, wenn der Besitzer den NFT zum Verkauf freigibt, kann er ähnlich wie bei Ebay, einen Sofort-Kauf Preis einstellen. Es kann auch beide zugelassen werden. In der Regel werden diese Beträge in der Währung bezahlt, zu der die jeweilige Blockchain gehört. Der Wechselkurs der Währung in die eigene Fiat-Währung spielt bei dem erzielten Preis auch eine Rolle. Die Preishistorie des Tokens kann den wahrgenommen Wert des Tokens auch beeinflussen, da der Käufer dann eine hohe Nachfrage vermutet. Allerdings kann es sein, dass ein Verkäufer sich seinen Token selbst abkauft, um einen hohen Wert vorzutäuschen, oder einer zu niedrigen Versteigerung zu entgehen. Durch die Anonymität und mangelnden Regulierung der Blockchains ist es sehr schwierig solche Tricks zu verhindern, zu erkennen oder sogar zu ahnden.


    Der Mehrwert von NFTs für Künstler


    Was NFTs so interessant macht, ist dass sie in der Regel einzigartig, als auch übertragbar sind. Wenn jemand also einen NFT erstellt, der sehr beliebt ist, kann er diesen für einen hohen Preise weiterverkaufen. Mit einem Royalty-behafteten NFT profitiert er sogar von jedem Weiterverkauf. Das macht NFTs für Verkäufer sehr attraktiv, da sie ohne Mehraufwand eine digitale Kopie von etwas verkaufen können, das sie bereits haben. Die am weitesten verbreitete Art der NFTs ist natürlich das Bild, daher kommt der Aufwand für die Erstellung des Bildes hinzu. Manche sogenannte „generative artworks“ sind prozedural erstellt und ermöglichen es einfach tausende einzigartige Bilder zu erstellen. So gesehen ist der Verkauf von NFTs eine großartige Einnahmequelle für Künstler aller Art.


    Vergleich mit echten Kunstwerken


    Wenn man herkömmliche Kunstwerke kauft, ist jedes dieser Kunstwerke ein Unikat und kann nicht ohne Weiteres vervielfältigt werden. Selbst wenn der Künstler ein Bild mehrfach zeichnet, ist jedes davon einzigartig. Es ist ihre Ästhetik und Einzigartigkeit, die Kunstwerken ihren Wert verleiht. Im Gegensatz zu digitalen Tokens haben Kunstwerke auch Masse und Präsenz in der echten Welt. Ihre Existenz ist nicht bedingt durch die Existenz einer Blockchain.
    NFTs sind oftmals ebenso ästhetisch, wie ihre physische Repräsentation, aber reicht das allein, wenn man das Bild auch einfach so herunterladen kann? Es gibt beispielsweise viele bösartige Memes über das simple „Rechtsklick -> Speichern unter…“ von NFTs.
    Interessanterweise gibt es Frankreich sogar eine verpflichtende Royalty an den ursprünglichen Künstler[5], wenn man sein Kunstwerk weiterverkauft. Zudem erwirbt man in einer Kunstauktion nicht das Recht an der z.B. Vervielfältigung des Bildes, sondern darf es nur ausstellen, oder weiterverkaufen. Ausstellen käme im Internet dem Präsentieren auf einer Website oder dem Setzen als Profilbild gleich.


    Vergleich mit Sammelkarten


    Eine andere Perspektive auf NFTs wäre noch sie als eine Art Sammelkarte zu betrachten. Sammelkarten haben oftmals viele verschiedene Bilder im gleichen Stil und können beliebig oft vervielfältigt werden. Die Fähigkeit von Tokens eine eigene begrenzte Menge zu haben, bedeutet, dass es auch limited Editions geben kann. Bei Sammelkarten in limitierter Auflage, muss es auch das Vertrauen des Käufers in den Produzenten geben, dass er die Karte nicht zu einem späteren Zeitpunkt weiter vervielfältigt. Zudem hat man bei Sammelkarten nicht das Recht am aufgedruckten Bild. Spiele wie Spellfire verwenden NFTs sogar in dieser Kapazität. Bei Sammelkarten haben aber die Karten selbst wiederum einen Nutzen im Kontext des Spiels und bieten dem Spieler neue Optionen das Spiel zu spielen. Mir sind keine Sammelkartenspiele bewusst, wo der Besitz einer vollständigen Sammlung das einzige Ziel ist.


    Mögliche Schwachstellen


    Der Prozess hat auch eine Vielzahl an Schwachstellen, die man nicht bzw. teilweise nur mit Mehraufwand abdecken kann. Der Autor des Smart Contracts könnte einen Bug in seinem Programm haben, oder sogar mit bösen Absichten handeln. Dies könnte dazu führen, dass die Transaktion nur einseitig ausgeführt wird, oder das Geld das man für den Token bezahlt hat, übertragen wird, aber der Token nicht den Besitz wechselt.
    Der Code des Programms ist zwar in der Blockchain einsehbar, aber niemand hat die Zeit, Lust und das Know-How, um jeden NFT Smart Contract zu studieren, bevor er ein NFT dieses Contracts kauft. In vielen ähnlich unregulierten Feldern läuft das über den Ruf einer Person, doch in einer so anonymen Umgebung und dieser Vielzahl an Smart Contracts ist so eine Regulierung fast nicht anwendbar.
    Ein bösartiger Plattformbetreiber könnte auch spontan entscheiden, alle bei ihm gehosteten NFT Bilder mit Dickbutt zu ersetzen. Er kann zwar nicht die URLs in den Tokens verändern, aber wer auch immer über Kontrolle über das Ziel der URL, oder die Domain hat, kann das Bild des Tokens beliebig verändern. Er könnte auch das Geld für die Käufe einziehen, ohne es über die Smart Contracts abzuwickeln.
    Darüber hinaus muss man dem Künstler, der das Bild als NFT verkauft hat, vertrauen, dass er dasselbe Bild nicht noch einmal verkauft – digitale Dateien können schließlich perfekt unendlich vervielfältigt werden.


    Anreize zum Besitz


    Wenn man annimmt, dass ein Käufer, sich all diesen Aspekten bewusst ist und der NFT nicht in eine eigene Anwendung eingebunden ist, die ihm Sinn gibt, bleibt für mich nur noch ein Motiv für einen solchen Kauf übrig: Unterstützung des Künstlers. Hierfür gibt es allerdings weit direktere Methoden. Beispiele hierfür sind Comissions, Patreon, oder ein schlichtes Erwerben des Bildes auf traditionelle Art. Nehmen wir also an, dass ein Käufer einfach den Künstler unterstützen möchte. Warum sollte nun aber eine dritte Person wiederum diesen Token erwerben wollen? Wenn auf dem NFT-Verkauf keine Royalties erhoben werden, kann er damit den ursprünglichen Künstler nicht unterstützen.


    Gesetze ohne Gesetze


    In den TOS von OpenSea wird in keinem Wort erwähnt, dass der Erwerb eines NFTs dem neuen Besitzer irgendwelche Nutzungsrechte oder Urheberrechte einräumt. Meine einzige Idee, wie das ganze Sinn ergeben würde, ist wenn all diese fehlenden gesetzlichen Grundlagen einfach nur angenommen werden. Dass also die Annahme besteht, dass der Erwerb eines NFTs gleichzusetzen ist mit dem Erwerb eines z.B. Gemäldes, oder zumindest einer Sammelkarte, obwohl die Gesetzliche Grundlage dafür nicht existiert. Die kollektive Ethik der NFT Community sorgt dafür, dass keiner, der einen NFT anbietet, hinterher den Käufer verklagt, weil er das Bild des Tokens als Profilbild verwendet. Ich bin kein großer Freund des Urheberrechts im digitalen Zeitalter, aber was passiert, wenn ein Dritter das Bild schlicht herunterlädt und selbst als Profilbild verwendet? Nach aktuellem Stand vermute ich, dass nur der ursprüngliche Autor des Bildes das Recht hätte, Klage gegen die dritte Person einzulegen. Wer sollte denn das Recht zur Klage haben? Nur der Künstler, oder auch der aktuelle Besitzer? Ein interessanter Move von Twitter war kürzlich das Einführen von einer Verifikation von NFT Profilbildern[6], die es für die Twitter Mobs einfacher macht, ihre kollektive Ethik bezüglich NFTs „durchzusetzen“, wie auch immer die dann aussieht.


    Was also soll das ganze? Könnt ihr mir helfen hier Licht ins Dunkle zu bringen? Bin ich schlicht jemand, der im Gegensatz zu Ubisoft[7] NFTs nicht versteht? Für mich ist es einfach nicht nachvollziehbar, wie man NFTs so einen Wert zusprechen kann. Ich sehen ihr Potential, aber die Rahmenbedingungen machen es meiner Meinung nach schwer das Potential richtig auszuschöpfen.



    Referenzen
    [1] Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System
    [2] Proof of Stake FAQ
    [3] Introduction to Smart Contracts
    [4] ERC-721 Non-Fungible Token Standard
    [5] Resale Right in Frankreich
    [6] Twitter NFT Profilbilder
    [7] Ubisoft CEO Interview

  • Ich kann nicht behaupten, auch nur im Ansatz Ahnung von NFTs, Kryptowährung und Mining zu haben, ich kann dir deine Einstiegsfrage also leider auch nicht beantworten. Aber deine Ausführungen haben für mich zumindest ein wenig Licht ins Dunkel gebracht und dafür wollte ich dir danken. :uglyangle:

  • Boah ja, NFTs, mein Trigger-Thema. :ugly:


    Vornweg, das Thema ist hochkomplex, weil es so abstrakt ist (wie man anhand von @For the Records Eingangspost sicher auch bereits erkennen kann), weil es in einem gewissen Maß sehr detailliertes, technisches Wissen vorraussetzt, ohne das man dem Thema nur mit einem großen Fragezeichen gegenüberstehen wird. Deswegen stimmt wahrscheinlich auch nicht alles, was ich sage (und ich bin eh biased).


    tl;dr: Ich halte NFTs so, wie sie im Augenblick gehandelt werden, für einen Scam.


    Warum ich das so sehe, erkläre ich jetzt hier. Prinzipiell lässt es sich auf einen Grundsatz zurückführen, der eigentlich auch unser physisches Währungssystem betrifft:
    "Der Wert eines Objekts definiert sich daraus, welchen Wert man ihm zuschreibt."
    In unserem kapitalistischem System regelt sich das aus Angebot und Nachfrage. Wenn etwas seltener oder weniger leicht zu beschaffen ist, aber viele es haben wollen, hat es einen größeren Wert. Soweit erstmal logisch, denke ich.
    Sammelkarten sind da ein gutes Beispiel. Wer vielleicht die Sammelkarte "The Black Lotus" aus Magic - The Gathering kennt - die Karte war Teil eines der ersten Sets und wurde seitdem nie wieder neu veröffentlicht. Weil das erste Set nur eine so begrenzte Auflage hatte damals, gibt es nicht viele Kopien, und der Preis liegt jetzt irgendwo zwischen 9.000 und 23.000$ pro Karte, je nach Zustand.
    Ist natürlich erstmal sehr viel Geld für etwas, was im Wesentlichen nur ein Stück Pappe ist. Für Außenstehende nicht nachvollziehbar, aber offenbar ist der Preis weitgehend akzeptiert und wird dafür gehandelt. Aber das muss natürlich einen Gegenwert haben.
    Der Gegenwert ergibt sich bei Sammelkartenspielen daraus, welchen Wert an Boostern man (im Schnitt) öffnen muss, um diese Karte zu bekommen. Und weil es wahrscheinlich kaum noch geschlossene Booster von den ersten Magic Sets geben wird, sind diese dementsprechend teuer und garantieren natürlich auch nicht, diese Karte dann auch zu ziehen.
    Für Sammler ist dann die bessere Option einfach die Karte an sich zu kaufen, anstatt Booster zu öffnen. Damit wird der Preis also akzeptiert - stößt bei einem "Laien" aber auf Kopfschütteln.


    Ähnlich verhält es sich, wie FtR erklärt hat, bei NFTs, wobei hierbei der Gegenwert die Kosten für das Anlegen des NFTs sind - also diese 32ETH pro MB. Ähnlich wie eine Karte aber nur Pappe ist, ist ein NFT nur Daten, bzw. Metadaten. Wirklich was machen kann man damit nicht, außer es sich an die digitale Wand hängen.
    Außer, man verkauft es weiter und macht damit Gewinn.
    Aber wie bekommt man einen Käufer für ein überteuertes PNG? Bzw. an der Stelle muss ich gleich mal einhaken, weil eigentlich sind NFTs kein PNG, sondern:

    Dass also die Annahme besteht, dass der Erwerb eines NFTs gleichzusetzen ist mit dem Erwerb eines z.B. Gemäldes, oder zumindest einer Sammelkarte, obwohl die Gesetzliche Grundlage dafür nicht existiert.

    Was hier verkauft wird, sind Metadaten, zu einem Bild, dass auf einem Server liegt. Also im Wesentlichen das, was aufgeht, wenn man Rechtsklick -> "Bild in neuem Tab öffnen" macht, und oben in der URL Zeile steht. Grob gesagt. Was hier nicht passiert, ist das Urheberrechte zu einem Bild verkauft werden, sondern es wird quasi ein gesonderter Platz zu einem Bild verkauft - ein Link. Dieser Platz ist pro Bild einzigartig und schwer herzustellen und validiert damit seinen Wert. Es ist quasi ein Namensschild, was man an das Bild dran macht und suggeriert, das einem das Bild gehört. In Wahrheit gehört dir aber nur das Schild an dem Bild.
    Das will aber keiner haben, deswegen wird es als das verkauft, was es suggeriert.


    Ich kann mit einem NFT also zwei Sachen machen - entweder ich behalte es oder ich verkaufe es. Kein Mensch will ein Namensschild kaufen, also verkauft man die Suggestion eines NFTs. Und an dieser Stelle wird es zu einem Scam, denn im Wesentlichen verkaufe ich jemandem etwas, was er a) nicht braucht und b) tue das unter einem falschen Vorwand. Ich verdiene daran, dass die Person nach mir mehr Geld für ein Produkt ausgibt, als ich es getan habe. Und diese Person hat dann auch wieder die Wahl weiterzuverkaufen oder zu behalten, aber wenn man schlau ist, rät man dazu, weiterzuverkaufen, denn das bedeutet für einen selbst ja auch wieder potentielle Käufer. Für den Fall, dass man noch mehr Geld in NFTs investieren will und dann weiterverkaufen will.


    Wenn das soweit korrekt ist, so wie ich das wiedergegeben habe, dann kommt mir das Ganze ehrlich gesagt wie ein MLM Scheme vor (hier: "Multi-Level Marketing", nicht "Men Loving Men", letzteres ist vollkommen ok). Wem das nichts sagt, sagt vielleicht Pyramidensystem was, und wer damit nichts anfangen kann -
    Beispiel: Ich verkaufe dir 20 Paletten Spülmittel und sage dir: Verkauf das weiter. Du machst dasselbe und gibst mir Anteile daran. Wenn du selbst mehr verdienen willst, musst du mehr Verkäufer anheuern und deine Spülmittel-Paletten weiterverkaufen. Deine Verkäufer geben dir dann Anteile und heuern neue Verkäufer an... Und immer so weiter. Das Produkt ist hierbei irrelevant, sondern nur ein Platzhalter. Am Ende geht es nur darum Geld zu verdienen, auf Kosten derer, die ganz unten in der Pyramide sind (und keine Abnehmer mehr finden).
    Während der Vergleich technisch gesehen wahrscheinlich nicht einwandfrei ist, ist das zumindest mein persönlicher Eindruck, denn die Preissummen, mit denen hier gehandelt wird, sind exorbitant.


    Natürlich stellt sich da die Frage: Warum lässt man sich auf sowas ein? Und zumindest die Crypto-Bro Communities auf Twitter lassen für mich den Eindruck gewinnen, dass das wirklich eine... ja, Community ist, die einen Hype-Train fährt. Ein auf Positivität basierender Hype-Train, der viel Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Erfolg verspricht, am Ende aber nur neue Käufer für NFTs anlocken soll.
    (Ups, der MLM-Vergleich ist irgendwie doch ein bisschen sehr akkurat, öhm. :ugly: )


    Um also FTRs Frage aus meiner Sicht zu beantworten:

    Was also soll das ganze? Könnt ihr mir helfen hier Licht ins Dunkle zu bringen? Bin ich schlicht jemand, der im Gegensatz zu Ubisoft[7] NFTs nicht versteht? Für mich ist es einfach nicht nachvollziehbar, wie man NFTs so einen Wert zusprechen kann. Ich sehen ihr Potential, aber die Rahmenbedingungen machen es meiner Meinung nach schwer das Potential richtig auszuschöpfen.

    Es geht nur ums Geld, ums Weiterverkaufen, um Wertschöpfung. Es geht darum, eine sehr begrenzte Gruppe an Leuten sehr reich zu machen, auf Kosten von sehr vielen anderen Menschen, indem man ihnen falsche Versprechungen macht und NFTs unter falschem Vorwand verkauft. Das ist eine Bubble, die bereits dabei ist zu platzen, so wie ich das mitbekommen habe. Denn wie du richtig sagst - die Rahmenbedingungen lassen nicht zu, das Potential auszuschöpfen.
    Peak-Capitalism. Sell the water to the ocean and the time to a clock. :ugly:



    Apropos Potential: Nach meinem Rant ist es glaube ich nur fair, wenn ich die positiven Aspekte auch noch kurz highlighte. Denn wie ich eingangs sagte: So wie NFTs derzeit gehandelt werden, nämlich zum Großteil dazu um prozedural generierte Bilder für einen schnellen Gewinn zu verscherbeln, sind sie ein Scam. Ein NFT generell muss aber nichts Schlechtes sein.

    Wenn jemand also einen NFT erstellt, der sehr beliebt ist, kann er diesen für einen hohen Preise weiterverkaufen. Mit einem Royalty-behafteten NFT profitiert er sogar von jedem Weiterverkauf. Das macht NFTs für Verkäufer sehr attraktiv, da sie ohne Mehraufwand eine digitale Kopie von etwas verkaufen können, das sie bereits haben.

    Ich glaube, dass der Aspekt tatsächlich nicht zu vernachlässigen ist, vor allem weil der Künstler hierbei auch beim Weiterverkauf mitverdienen kann. Andere Monetarisierungsmöglichkeiten für Künstler, weil jetzt z.B. Patreon, bieten nur die Möglichkeit monatlich einen Künstler quasi "auf Provision" zu unterstützen.
    Was zwar auch funktioniert, aber da die Supporter die Unterstützung jederzeit einstellen können, wenn die produzierten Werke nicht mehr ihren Ansprüchen genügen, zwingt das den Künstler mehr oder weniger dazu immer auf Masse das zu produzieren, was den Geschmack der Supporter trifft. Das hemmt Künstler darin ihre Kreativität wirklich auszuleben oder sich auszuprobieren, was auf dauernd sehr ernüchternd und deprimierend sein kann.
    NFTs haben die Restriktion aber nicht. Denn solange es immer eine Person gibt, die dich für dieses eine Werk unterstützen will, verdienst du daran mit. Und wenn das Bild seinen Besitzer häufiger wechselt, umso besser. Natürlich verhindert das nicht vollkommen, von den Erwartungen deiner Supporten kontrolliert zu werden, aber selbst wenn du mal was "Neues" probierst, was nicht so gut ankommt, die populären NFTs finanzieren dich ja trotzdem immer noch mit.


    Wichtig ist hier nur, dass der NFT auch wirklich als das kommuniziert wird, was er ist. Du bist vielleicht eine Art von Stifter für ein Werk, aber kein Besitzer. Das Urheberrecht liegt nach wie vor beim Künstler und der wechselt über den NFT auch nicht den Besitz. Ein NFT ist dann wirklich nur eine Möglichkeit einem Künstler finanziell zu unterstützen, vielleicht deinen Namen unter das Bld zu packen, aber nicht mehr.


    Ich glaube aber auch, damit NFTs wirklich jemals diese Option bieten können, muss der Preis runter - die Crypto-Spekulations-Blase muss platzen. Transaktionsgebühren müssen erschwinglich sein, damit der Künstler nicht seine Lebensversicherung auflösen muss, nur um einen NFT herzustellen, an dem er vielleicht gar nicht verdient. Der Künstler verdient dann am meisten, wenn ein NFT a) billig herzustellen ist b) billig weiterzuverkaufen ist. Denn je öfter er verkauft wird, desto besser ist das auch für den Künstler.

  • Es geht nur ums Geld, ums Weiterverkaufen, um Wertschöpfung. Es geht darum, eine sehr begrenzte Gruppe an Leuten sehr reich zu machen, auf Kosten von sehr vielen anderen Menschen, indem man ihnen falsche Versprechungen macht und NFTs unter falschem Vorwand verkauft

    Ganz so zynisch würde ich das nicht sehen. Ich habe ein Problem damit, einer große Menge Menschen ihre Rationalität und ihre Verantwortung abzusprechen. Ich glaube durchaus, dass viele der NFT Initiativen, die aktuell aus großen Firmen heraus gestartet werden, oder ein Großteil der generative Crypto-Art, reine Geldmacherei sind, aber ich bin noch nicht bereit, dieses Urteil über den gesamten Space zu fällen. Dafür habe ich wohl noch zu viel vertrauen in die Menschheit.


    Ich kann mit einem NFT also zwei Sachen machen - entweder ich behalte es oder ich verkaufe es. Kein Mensch will ein Namensschild kaufen, also verkauft man die Suggestion eines NFTs. Und an dieser Stelle wird es zu einem Scam, denn im Wesentlichen verkaufe ich jemandem etwas, was er a) nicht braucht und b) tue das unter einem falschen Vorwand. Ich verdiene daran, dass die Person nach mir mehr Geld für ein Produkt ausgibt, als ich es getan habe. Und diese Person hat dann auch wieder die Wahl weiterzuverkaufen oder zu behalten, aber wenn man schlau ist, rät man dazu, weiterzuverkaufen, denn das bedeutet für einen selbst ja auch wieder potentielle Käufer. Für den Fall, dass man noch mehr Geld in NFTs investieren will und dann weiterverkaufen will.

    Wenn man also annimmt, dass diesem Wahnsinn eine (nicht böswillige) Rationalität zugrunde liegt, muss der NFT ja noch einen anderen Zweck erfüllen, der ihm Wert gibt. Wenn es nur um Kauf und Verkauf ginge, könnte man das auch mit traditionellen Kryptowährungen machen. Das Bild muss also schon etwas damit zu tun haben, wie sonst würden sich unterschiedliche Preise für unterschiedliche Tokens entwickeln? Betrachten wir doch beispielhaft die Reise eines einzelnen Tokens:

    1. Der Künstler zeichnet ein Bild
    2. versteigert es als NFT auf einer entsprechenden Plattform
    3. ein Nutzer der Plattform mag das Bild und ersteigert es. Je nach Zahl und Liquidität der Bietenden ist der Preis höher oder niedriger.
    4. Sobald der Nutzer dem Token überdrüssig geworden ist, versteigert er den Token wieder.
    5. Weiter bei punkt 3.

    Die große Frage stellt sich immer bei Punkt 3: Warum ersteigert er einen NFT? Ich finde eine Erklärung mit reiner Geldgier und Gewinnmaximierung zu simpel und handwavy. Wenn dem so wäre, wäre die Blase schon längst geplatzt. Ich glaube auch nicht, dass es eine kleine Anzahl Menschen gibt, die den Anderen Snakeoil verkauft. Ich glaube eben, dass die gesamte Community sich so verhält, als ob all diese zugrundeliegenden Gegebenheiten wahr sind. Dass das im Grunde Spielregeln sind, an die sich alle halten und wenn du sie brichst, spielst du halt nicht mehr mit. Ich mag mich auch irren und es ist ein naiver kollektiver Traum vom Web3, der das alles vor dem ertrinken bewahrt, aber das wäre auch wieder zu simpel und handwavy.

    Ich glaube aber auch, damit NFTs wirklich jemals diese Option bieten können, muss der Preis runter - die Crypto-Spekulations-Blase muss platzen. Transaktionsgebühren müssen erschwinglich sein, damit der Künstler nicht seine Lebensversicherung auflösen muss, nur um einen NFT herzustellen, an dem er vielleicht gar nicht verdient. Der Künstler verdient dann am meisten, wenn ein NFT a) billig herzustellen ist b) billig weiterzuverkaufen ist. Denn je öfter er verkauft wird, desto besser ist das auch für den Künstler.

    Das ist alles eine Frage der Chain und Plattform. Mein Beispiel vorhin war auf das tatsächliche Speichern von Bild-Daten auf der Chain bezogen, aber das macht ja keiner. Die Daten für einen standard NFT sind maximal wenige Kilobytes groß und kosten auf der Ethereum Blockchain zu minten kosten "nur" bis zu ~100€, aber das ist nicht auf allen Chains der Fall und es sind noch andere Chains in Verwendung, auf denen die kosten günstiger sind. Im Allgemeinen gebe ich dir aber recht. Alle (außer vielleicht die Miner) würden von niedrigeren Transaktionsgebühren profitieren und würde viel mehr Spielraum für neue Ideen lassen.

    Wichtig ist hier nur, dass der NFT auch wirklich als das kommuniziert wird, was er ist. Du bist vielleicht eine Art von Stifter für ein Werk, aber kein Besitzer. Das Urheberrecht liegt nach wie vor beim Künstler und der wechselt über den NFT auch nicht den Besitz. Ein NFT ist dann wirklich nur eine Möglichkeit einem Künstler finanziell zu unterstützen, vielleicht deinen Namen unter das Bld zu packen, aber nicht mehr.

    Das Problem hier ist meiner Meinung nach, dass es extrem schwierig ist etwas damit zu klassifizieren, was es nicht ist. Es gibt eine endlose Zahl an Dingen und Attributen, die etwas NICHT sein/haben kann. Genauso gibt es endlos viele Weisen das Konzept von NFTs misszuverstehen. Ich verstehen natürlich den Punkt. Speziell diese Missverständnisse über die Rechtslage müsste man deutlich kommunizieren. Andersherum würde auch nichts dagegensprechen, den Kauf tatsächlich Gesetzlich zu untermauern. Ich verstehe nicht warum die Plattformen nicht gleichzeitig einen rechtlich bindenden Kaufvertrag mediieren, das wäre alles nur Kleingedrucktes und würde dem ganzen den nötigen rechtlichen Rahmen geben. Sonst könnte ja alles so bleiben wie es ist.

  • Ich habe ein Problem damit, einer große Menge Menschen ihre Rationalität und ihre Verantwortung abzusprechen. Ich glaube durchaus, dass viele der NFT Initiativen, die aktuell aus großen Firmen heraus gestartet werden, oder ein Großteil der generative Crypto-Art, reine Geldmacherei sind, aber ich bin noch nicht bereit, dieses Urteil über den gesamten Space zu fällen.

    Ich normalerweise auch, aber in dem Fall fällt mir leider nichts Besseres ein. Ich kann mir nicht erklären, warum man heutzutage sonst irgendwas mit Crypto Currencies anfängt, außer mit dem Ziel damit Geld zu verdienen. Die Einstiegspreise sind... enorm. Für mich als Otto-Normal-Verbraucher auch nur 1ETH zu holen kostet mich sofort mehrere Hunderte von Euro und das trifft soweit auch auf andere etablierte Currencies zu. Wirklich was anfangen kann ich damit im Alltag auch nicht, ich wüsste nicht wo ich damit bezahlen kann oder warum das praktischer ist als Paypal z.B.


    Und der Punkt zeigt sich witzigerweise auch, wenn man sich auf Blockchain-basierende Spiele anschaut. Solche Spiele wie Crypto Kitties oder Axie Infinity locken Spieler damit an, dass sie sich NFTs im Spiel erspielen und an andere Spieler weiterverkaufen können. "Play-to-Gain" ist der Selling Point dieser Spiele, mit dem sie verkauft werden. Auch hier ist der Einstiegspreis enorm. Für meine Arbeit hatte ich Axie Infinity mal recherchiert. Bevor du um die ~300€ Minimum in NFTs investiert hast (was nur der Preis für die NFTs ist, ohne Transaktionsgebühren), gibt es in dem Spiel kein Gameplay für dich - was ich auch nicht gemacht habe, also keine Ahnung, wie gut das tatsächliche Spiel dann ist.


    Wenn man also annimmt, dass diesem Wahnsinn eine (nicht böswillige) Rationalität zugrunde liegt, muss der NFT ja noch einen anderen Zweck erfüllen, der ihm Wert gibt. Wenn es nur um Kauf und Verkauf ginge, könnte man das auch mit traditionellen Kryptowährungen machen. Das Bild muss also schon etwas damit zu tun haben, wie sonst würden sich unterschiedliche Preise für unterschiedliche Tokens entwickeln?

    Ich glaube, dass das Bild hier nur das austauschbare Medium ist, das attraktiver ist, als das Transaktionsprotokoll von einer Bitcoin-Transaktion. Bilder kann man einfach anschauen und sind deswegen, im Gegensatz zu Videos oder Musik, für die man meistens mehr als ein paar Sekunden investieren muss, das einfachste und ansprechendste Medium. Damit erreicht man auch Leute, die von Blockchain sonst keine Ahnung haben. Plus, es lässt sich über Social Media verbreiten.
    Und naja, manche Bilder sehen halt ansprechender aus als andere und sind beliebter, deshalb verkaufen sie sich teurer. So würde ich es mir erklären.


    Die große Frage stellt sich immer bei Punkt 3: Warum ersteigert er einen NFT? Ich finde eine Erklärung mit reiner Geldgier und Gewinnmaximierung zu simpel und handwavy. Wenn dem so wäre, wäre die Blase schon längst geplatzt. Ich glaube auch nicht, dass es eine kleine Anzahl Menschen gibt, die den Anderen Snakeoil verkauft. Ich glaube eben, dass die gesamte Community sich so verhält, als ob all diese zugrundeliegenden Gegebenheiten wahr sind. Dass das im Grunde Spielregeln sind, an die sich alle halten und wenn du sie brichst, spielst du halt nicht mehr mit. Ich mag mich auch irren und es ist ein naiver kollektiver Traum vom Web3, der das alles vor dem ertrinken bewahrt, aber das wäre auch wieder zu simpel und handwavy.

    1) Für manche ist Web3 glaube ich gar kein so abwegiger Gedanke... :ugly:
    2) Du sprichst schon was sehr wichtiges an, was ich vorhin nur angekratzt habe: Die Mentalität von den Leuten, die in NFTs investieren.

    Natürlich stellt sich da die Frage: Warum lässt man sich auf sowas ein? Und zumindest die Crypto-Bro Communities auf Twitter lassen für mich den Eindruck gewinnen, dass das wirklich eine... ja, Community ist, die einen Hype-Train fährt. Ein auf Positivität basierender Hype-Train, der viel Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Erfolg verspricht, am Ende aber nur neue Käufer für NFTs anlocken soll.

    Ich glaube wirklich, dass es in Wirklichkeit darum geht - Investieren für den kleinen Mann. Dass man großes Geld mit begrenzten Mitteln machen kann, ohne Börsenmakler zu sein. Außerdem geht es um Besitz von Wert, was manchen in so unsicheren Zeiten wie heute wichtig erscheinen könnte. Immerhin ist das auch ein Versprechen auf eine Wertanlage, die man einfach weiterverkaufen kann. Die Einstiegshürde ist nicht gerade gering, aber wenn die Aussicht auf Gewinn so groß ist, werden manche wirklich schwach und lassen sich zur Investition überreden, weil es eine Form von Sicherheit bietet, die mit viel Tamtam und mit großer Gewichtigkeit angekündigt wird. Ich kann es irgendwo verstehen. Auch dass solche Leute dann wütend reagieren, weil der Rechtsklick auf ihr Affen-Bild mit Diebstahl gleichgesetzt wird.


    Okay, aber vielleicht täusch ich mich auch. Vielleicht gibt es wirklich Leute, die sich mit Crypto und NFTs nicht aus Geldgier beschäftigen oder weil es einen finanziellen Gegenwert bietet. So rein spekulativ, welche andere Möglichkeiten gibt es da noch?
    Wie bereits angesprochen, man kann Künstler finanziell unterstützen. Das ist nicht nur auf Bilder beschränkt, sondern auch Videos oder Musik, zumindest theoretisch. Das mache ich dann meistens aus Anerkennung für den Künstler.
    Ich kann über NFTs bestimmte "Rollen" kaufen. Ein NFT kann eine Art Schlüssel repräsentieren, mit dem ich Zugang auf einen exklusiven Bereich im Netz habe. Vielleicht habe ich da dann nicht als Individuum ein finanzielles Interesse, vielleicht geht es mir wirklich nur darum in diesen "Kreisen zu verkehren", aber da wird wahrscheinlich zumindest eine Form von Reputation mein Interesse sein.
    Ich kann NFTs sammeln, einfach nur um des Sammelns willen. Das ist natürlich ein sehr großer, finanzieller Input, der mir da abverlangt wird, auch weil der Aspekt des Tauschens ja nicht so existiert wie bei Sammelkarten - ich kann ja keine Duplikate haben, wenn jedes NFT einzigartig ist. Ich kann nur einzigartige NFTs gegen andere tauschen oder eben kaufen. So gesehen ist es auch irgendwo sehr utopisch alle NFTs einer Kollektion sammeln zu wollen, und weil man mit Bilder-NFTs sonst nicht viel machen kann, anders als z.b. bei Sammelkartenspielen, versteh ich den Anreiz da nicht so richtig. Aber vielleicht spricht es Leute ja trotzdem an.


    In jedem Fall ist es im Moment sehr teuer. Geld ist immer ein Thema, egal wie viele NFTs ich kaufe und egal ob ich das Anliegen habe, damit Geld zu verdienen. Selbst wenn ich es nicht tue, es lässt sich nicht ignorieren, dass die NFTs finanziellen Wert besitzen - und dieser Wert kann sich ändern. Er kann steigen oder er kann fallen. Und egal wie lange ich einen NFT in meinem Besitz habe, die Menge an Geld, die ich in ihn investiert habe, wird immer in meinem Hinterkopf bleiben. Wenn ich ihn verkaufe, weil ich ihn nicht mehr will oder brauche, dann will ich mehr für ihn haben, als ich bezahlt habe, oder? Reicht es mir wirklich denselben Preis zu verlangen, wenn ich auch mehr haben könnte, selbst wenn es nur 10 oder 20€ sind? Alles andere wäre doch eigentlich unlogisch, oder?


    Was ich mit dem kleinen Gedankenexperiment sagen will - irgendein Faktor an Gier oder Selbstbereicherung wird immer da sein, bei jedem Individuum. Es geht hier, am Ende des Tages, immer um viel Geld. Deswegen ist es auch nicht so handwavy zu sagen, dass es nur um Profit geht, weil... am Ende des Tages geht es leider immer darum. Vielleicht will nicht jeder damit eine Millionen machen, aber selbst kleine Mengen fördern das Modell ja trotzdem, wenn sie sich akkumulieren. Crypto Currencies sind einfach nur eine Abstraktion von Geld.


    Das ist alles eine Frage der Chain und Plattform. Mein Beispiel vorhin war auf das tatsächliche Speichern von Bild-Daten auf der Chain bezogen, aber das macht ja keiner. Die Daten für einen standard NFT sind maximal wenige Kilobytes groß und kosten auf der Ethereum Blockchain zu minten kosten "nur" bis zu ~100€, aber das ist nicht auf allen Chains der Fall und es sind noch andere Chains in Verwendung, auf denen die kosten günstiger sind.

    Ja, die etablierten sind aber alle sehr teuer und da bringt das Minten halt am meisten, weil es da die meisten Nutzer gibt. Würd ich jetzt AdiCoin in die Welt setzen, dann könntest du da dein NFT für 2 Cent minten, denke ich. Aber da kannst du es dann halt auch nur mir schicken, weil sonst keiner AdiCoin benutzt.



    Das Problem hier ist meiner Meinung nach, dass es extrem schwierig ist etwas damit zu klassifizieren, was es nicht ist. Es gibt eine endlose Zahl an Dingen und Attributen, die etwas NICHT sein/haben kann.

    Das stimmt, ich meinte aber auch vor allem, dass Leuten klargemacht werden muss, dass NFT =/= Recht am Bild ist. So wird es leider oft verkauft und das verwirrt am Ende auch viele Leute.



    Andersherum würde auch nichts dagegensprechen, den Kauf tatsächlich Gesetzlich zu untermauern. Ich verstehe nicht warum die Plattformen nicht gleichzeitig einen rechtlich bindenden Kaufvertrag mediieren, das wäre alles nur Kleingedrucktes und würde dem ganzen den nötigen rechtlichen Rahmen geben. Sonst könnte ja alles so bleiben wie es ist.

    Soweit ich weiß ist das doch genau der Witz an Crypto Currencies, dass sie nicht von Regierungen reguliert werden sollen, weil sie dezentralisiert sind, oder? Eine Gesetzgebung, was geht und was nicht, würde dem liberalen Prinzip ja widersprechen. Natürlich wäre es fairer, aber es würde einer Crypto Currency auch im Prinzip das nehmen, was sie eigentlich promoten sollen, nämlich ein Währungssystem, dass unabhängig von Regulierung der Politik über einen allgemeinen Konsens funktioniert.
    Was nicht heißt, dass ich das gut finde, aber das ist mein Verständnis davon, wie es funktionieren soll.

  • Ich glaube wirklich, dass es in Wirklichkeit darum geht - Investieren für den kleinen Mann. Dass man großes Geld mit begrenzten Mitteln machen kann, ohne Börsenmakler zu sein. Außerdem geht es um Besitz von Wert, was manchen in so unsicheren Zeiten wie heute wichtig erscheinen könnte. Immerhin ist das auch ein Versprechen auf eine Wertanlage, die man einfach weiterverkaufen kann

    Also wenn sich jemand an NFTs als sichere Investition wendet und denkt, dass es sicherer ist als Fiat-Währung, Aktien(fonds) und normale Kryptowährung, ist ihm auch nicht mehr zu helfen. Zumal man für den Einstieg in NFTs ja sowieso erstmal Kryptowährung braucht um sie sich überhaupt kaufen zu können.

    Crypto Currencies sind einfach nur eine Abstraktion von Geld.

    Ich würde nicht sagen, dass sie abstrakter sind als Geld. Zumindest nicht abstrakter als unser modernes digitales Zentralbankgeld. In seiner Funktionsweise ist Kryptowährung dem Zentralbankgeld nämlich gleichzusetzen, mit der Ausnahme, dass niemals mehr erstellt werden kann. Die technischen Details sind es, die die meisten verwirren.

    Ich kann NFTs sammeln, einfach nur um des Sammelns willen. Das ist natürlich ein sehr großer, finanzieller Input, der mir da abverlangt wird, auch weil der Aspekt des Tauschens ja nicht so existiert wie bei Sammelkarten - ich kann ja keine Duplikate haben, wenn jedes NFT einzigartig ist

    Was du aber machen kannst ist den Smart Contract für den NFT einen Haufen Coins erstellen lassen, die dann wiederum fungible sind. Das nennt sich dann fractional NFT oder Sharding. Siehe hier zum Beispiel das original Doge NFT, das in 16 Milliarden Teile gespalten wurde. Das Kartenspiel Spellfire verwendet den EIP-1155 Ethereum Standard um von jeder Karte mehrere Exemplare anbieten zu können. Siehe z.B. diese Karte. Das sind immer noch NFTs nur sind sie halt semi-fungible. Bedeutet, dass es eine begrenzte Stückzahl gibt und sie (glaube ich) nicht beliebig gespalten werden können. Von dem wie es sich auf der Website von Spellfire liest, ist es halt tatsächlich mega das MLM-Scheme, aber technisch gesehen lässt sich da schon was machen.


    Ich glaube, dass das Bild hier nur das austauschbare Medium ist, das attraktiver ist, als das Transaktionsprotokoll von einer Bitcoin-Transaktion. Bilder kann man einfach anschauen und sind deswegen, im Gegensatz zu Videos oder Musik, für die man meistens mehr als ein paar Sekunden investieren muss, das einfachste und ansprechendste Medium. Damit erreicht man auch Leute, die von Blockchain sonst keine Ahnung haben. Plus, es lässt sich über Social Media verbreiten.
    Und naja, manche Bilder sehen halt ansprechender aus als andere und sind beliebter, deshalb verkaufen sie sich teurer. So würde ich es mir erklären.

    Es sind ja auch nicht immer nur Bilder, wie man an diesen Beispielen sehen kann:


    Decentraland ist zusätzlich noch interessant weil sie die Polygon Sidechain von Ethereum verwenden, was es ermöglicht die Transaktionen für den Kauf ihrer Cosmetics mit weit geringeren Transaktionsgebühren durchzuführen. Für so Game Cosmetics finde ich den Einsatz von NFTs gar nicht mal so schlimm muss ich gestehen. Aus Sicht der Entwickler ist das eigentlich ein blöder Move, außer sie erheben Royalties, aber aus Nutzersicht ist das doch eigentlich ganz nice. Bisher kannst du deine Cosmetics in den meisten Spielen ja nicht weiterverkaufen. Genauso verhält es sich ja beispielsweise mit digitalen Spielen auf Konsolen. Mit der Prävalenz von Digital-only Games verschwindet auch der Second-Hand Spiele-Markt. Aus Herstellersicht ist das ideal, weil dann viel mehr Exemplare direkt verkauft werden, daher wird das hier niemals Anwendung finden, aber bei Cosmetics wäre es schon interessanter.
    Nehmen wir das Beispiel League of Legends. Hier gibt es Cosmetics wie Sand am Meer, aber manche - Catgirl Katarina, oder Urf Warwick - werden nicht mehr verkauft, aber kann sein, dass meine Infos da veraltet sind. Es gibt aktuell keinen Weg diese Skins weiterzugeben. Wenn man sie theoretisch wie bei NFTs weiterverkaufen könnte wären sie damit hoch im Kurs und die Spieler, die sie damals gekauft haben und inzwischen das Spiel nicht mehr spielen könnten ihr "verlorenes" Geld wieder "wett" machen. Cosmetics die weiterhin direkt gekauft werden können, könnten auch von anderen Spielern billiger angeboten werden, als direkt vom "Hersteller".
    Nötig hat man die Krypto-Geschichte der NFTs dann natürlich immer noch nicht weil man das ganze auch mit zentralisierten ingame Marketplaces lösen kann, aber kommen damit natürlich auch die ganzen Regularien von Wegen Geldauszahlung dazu, die man sich (aktuell noch) mit Krypto sparen kann. Spiele wie Diablo verwenden die ingame Währung für solche Marketplaces, aber ingame Währungen sind nicht in echtes Geld umtauschbar.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!