Inflation in Deutschland

  • Ich glaube, wir alle haben es in den letzten Wochen zu spüren bekommen. Die Preise sind in den letzten Wochen sehr stark nach oben gegangen. Lebensmittel sind teurer geworden - und aktuell steigen die Preise immer weiter. Einerseits sei der Krieg Schuld an den steigenden Preisen, andererseits ziehen auch Bauern und Landwirte nun kräftig nach. Milch ist z.B. innerhalb weniger Wochen von 0,80 Cent auf (zumindest bei mir) 0,89 Cent angestiegen. Ein Dreiermix Paprika hatte in manchen Lebensmittelgeschäften 1,89 Euro gekostet, mittlerweile nimmt man dafür aktuell 1,99 Euro. Und bei anderen Lebensmittelpreisen sieht es nicht anders aus.


    Wie sieht ihr die aktuelle Inflation (u.a. kann man es auch an den steigenden Ölpreisen festhalten) in Deutschland? Vermutlich ist niemand glücklich über die aktuelle Lage, aber wie geht ihr damit um? Kauft ihr normal ein wie bisher oder achtet ihr vielleicht seitdem sogar noch mehr auf Angebote im Prospekt? Wie ist eure Erfahrung, habt ihr sogar bizarre Situationen oder ungewöhnliche Erlebnisse gehabt, die ihr gerne teilen möchtet? Ich werde morgen auf jeden Fall mal von einem Erlebnis berichten, was sich in einem REWE Markt bei mir zugetragen hat. :eyes:

    »Cloaked in folds of midnight waters. Side by side we sons and daughters.
    We set forth for no king's orders but we'll sail together.«

    - Sea of thieves: We shall sail together -

  • Einkommensmäßig falle ich wohl unter den Bereich der Geringverdiener. Das lässt sich als (noch) Student häufig nicht vermeiden, falls man überhaupt ein eigenes Einkommen hat, wirkt sich aber gegebener Weise auch auf das eigene Konsumverhalten aus.
    Einkaufstechnisch war ich immer jemand, der schon auf den Preis geschaut hat. Nicht, weil ich per se das Billigste vom Billgsten haben will, denn damit geht bisweilen auch ein Verlust von Qualität und Geschmack einher - aber ich achte schon darauf, zu sparen wo ich kann, guck, ob gerade was im Angebot ist, oder kaufe auch gerne mal saisonell das, was gerade auch natürlicherweise vorhanden ist (Sprich: Ich muss nicht im Winter für 7 Euro Erdbeeren kaufen). Was ergibt sich daraus? Bisher hat sich für mich nicht so viel geändert. Ich habe vorher schon drauf geachtet, ich achte heute immer noch darauf, und in der Brieftasche gemerkt habe ich es bisher noch nicht.
    Da ich kein Auto fahre, und zudem vieles per Fuß erledigen kann, muss ich mir darüber bisher auch keine Gedanken um Benzinpreise machen, wobei ich davon ausgehe, dass sich sich das Semesterticket bestimmt wieder ein wenig erhöhen wird nächstes Jahr. Das Einzige, wovor es mir graust, sind potenziell höhere Stromkosten oder Heizungsabrechnungen, die dann nächstes Jahr auf uns zu rollen könnten. Aber ich denke selbst da kann mit etwas Weitsicht vorausplanen, anpassen, und vielleicht auch mal auf das ein oder andere verzichten, was nicht notwendig ist ^^" (Angefangen damit, Licht auszumachen, wo man keins braucht, Stecker zu ziehen, und Stromleisten abzuschalten. Aber das wurde mir sowieso schon recht früh eingetrichtert und ich beherzige es weitgehend)


    Wo ich es tatsächlich am aktivisten merke, sind die Lieferdienste. Gerade als ich noch mehr im Home-Office war, habe ich es mir während Corona leider zur schlechten Gewohnheit gemacht, öfter mal zu bestellen. Dort sind nicht nur die Preise gestiegen, sondern auch die Lieferkosten; manche Läden hatten vorher gar keine, aber jetzt 3,50 für einen Dienst zu bezahlen, den man theoretisch auch noch zu Fuß oder Bus rasch erreichen kann, lässt mich dann schon knauserig werden. Oh, und Döner sind übrigens auch brutal teuer geworden (die meisten hier lagen vorher bei 3-4 Euro, mittlerweile sind es 6-7). Da ich aber nicht ständig Bock auf Döner habe, ist das nicht schlimm.


    Kurzum: Ich hab echt nicht viel, habe aber trotzdem nicht das Gefühl, deshalb nun am Hungertuch zu nagen. Im Gegenteil, mir geht's (noch) recht gut, vielleicht habe ich auch deshalb kein gutes Gefühl für die ganze Panik, die die Leute schieben, denn ob jetzt etwas 10 Cent mehr kostet als vorher, hat für mich bislang noch keinen Halsbruch bedeutet und kommt mir aktuell auch eher wie ein First-World-Problem vor. Damit will ich das gar nicht kleinreden, ist halt nur meine Wahrnehmung. Finde, es ist aber auch schwer greifbares Problem in der ganzen Komplexität seiner Auswirkungen.

  • Zitat

    wie geht ihr damit um?

    Hab mir heute das 9€ Ticket bestellt das einen Monat lang im Nahverkehr gültig ist. Ich bin so froh das endlich irgendetwas von den staatlichen Hilfen bei 'Normalos' ankommt! Kann euch nur empfehlen selbst mal danach zu schauen, es soll deutschlandweit angeboten werden.


    Tja, ich merke die Inflation vor allem daran das mein Umfeld sehr zu kämpfen hat und alle enger zusammenrücken und sich gegenseitig aushelfen. Ich selbst habe den großen Luxus das meine WG und auch mein Arbeitsplatz sehr kollegial ist: Wenn ich am Ende des Monats nicht hinkomme und die anderen das mitbekommen (ja, das kam im März bei mir vor da ich einen Monat lang kein Einkommen hatte) dann wird zusammengetragen und verschenkt, was da ist - von Brotbackmischungen und einfach nur Öl, Milch und Haferflocken aus der Kaffeeküche bishin zum Obstkorb in unsrem Teamraum) das ist für mich ein riesengroßer Segen, dass da Menschen sind, ein Netz in dem man sich stützt.


    Was mir wirklich Sorgen macht ist die momentane Lage bei den Tafeln in Deutschland. Das unser Netz eben nicht sozial gerecht ist und jeden trägt, sondern dass sogar Berufstätige hilfsbedürftig sind ist für mich frustrierend. Das der Staat nicht - wie in Amerika durch Erhöhung des Leitzins ja bereits passiert ist- der Inflation entgegen handelt oder Steuern auf Lebensmittel erlässt ist finde ich ein Armutszeugnis.


    Selber trinke ich wesentlich weniger Kaffee (vorher sicher 3-4 Tassen am Tag, heute trink ich die pro Woche) und tatsächlich benutze ich meine Tiefkühlfächer jetzt mehr als vorher. Schon vorher habe ich sehr viel selbst gekocht, inzwischen gehe ich gar nicht mehr essen - obwohl ich die Restaurants grade jetzt nach der Coronakrise und den Lockdowns gern unterstützen würde, muss ich sparen weil alles andere in meinem Alltag so extrem verteuert ist.


    Und ja, Nebenkostenabrechnung wird definitiv eine interessante Sache werden. :ugly:


    Edit: Und mein Arbeitsplatz bietet jedem die Möglichkeit an Futter im Hochbeet zu ziehen. Meins hab ich voll mit marokkanischer Minze, was eigentlich echt cool ist. Aber vielleicht wäre es sinnvoller gewesen 'richtiges' Futter zu ziehen, Karotten, Radieschen, Salat und so. :grinning_face_with_sweat: Könnt ihr für einen totalen Neuling vielleicht was einfaches empfehlen, was man ziehen kann?

    :rito: “Mut ist nicht die Abwesenheit von Furcht. :rito:
    Mut bedeutet die Angst, den Zweifel, die Unsicherheit zu fühlen,
    und zu entscheiden, dass etwas anderes wichtiger ist.”

    Mark Manson

  • Also ich hab auch nicht viel Ahnung aber letztes Jahr habe ich relativ erfolgreich einen Hokkaido-Kürbis großgezogen. Dafür dürfte es jetzt vielleicht schon zu spät sein für dieses Jahr. Ich hatte das Gefühl, dass die Pflanze ziemlich pflegeleicht war aber viel Wasser und ab und an Dünger braucht. Ich hab sie in einen toten Fleck Erde unter einen Nadelbaum gesetzt, weil sonst nirgends Platz war. Ich denke, dass ein Kürbis normalerweise sehr fruchtbare Erde braucht, aber bei mir hat es aus irgend einem Grund auch so geklappt. Immerhin kamen 3 mittelgroße Kürbisse dabei heraus. So ein Kürbis breitet sich aber sehr aus und braucht deshalb viel Platz. Dieses Jahr versuch ich mich an Chilis (Lila Luzis und Sweet Banana) aber bisher kann ich dazu nichts sagen. Ob diese ganzen Aktionen Geld sparen im Vergleich zum Gemüsekaufen weiß ich nicht, ich fürchte nicht so wirklich.



    Ich hab die Inflation zwar sehr gespürt aber kam mit meinem mittelprächtigen Gehalt gut zurecht. Dazu muss ich sagen, dass ich generell recht sparsam lebe (wahrscheinlich zu sparsam) und den Großteil des Geldes auf die Seite legen kann. Jetzt ist dieser Prozentsatz einfach ein Stück geringer. Zum Jahresanfang habe ich einen neuen Job angenommen, durch den ich täglich insgesamt 70 km fahren muss. Zuvor war mein Arbeitgeber 5 km entfernt. Deshalb erlebe ich jetzt insbesondere den teuren Sprit hautnah mit. Ich habe auch bemerkt, dass die Tankstellen in den letzten Wochen langsam wieder die Preise angezogen haben, so dass die 30 Cent Steuerersparnis in den kommenden Monaten wohl in erster Linie den Tankstellen oder den Ölkonzernen zu Gute kommen wird. Am Ende zahl ich sicher doch wieder mindestens 1,90 bis 2 EUR für den Liter E10 Benzin.


    Mein Verhalten habe ich z. B. in Bezug auf meine Fahrweise geändert. Da bin ich jetzt besonders vorausschauend und hab es mir schon fast zu so einer Art "Spiel" gemacht, möglichst wenig zu Verbrauchen. Immerhin bin ich jetzt schon deutlich unterhalb der Herstellerangaben. Aber wenn man bedenkt, dass man vor ein paar Monaten Literpreise von 1,60 EUR noch als viel empfand und man jetzt oft mehr als 2 EUR zahlt, kann auch das nicht mehr viel ausgleichen.


    Einen Vorteil habe ich bei meinem furchtbaren Vermieter entdeckt: Der beschwert sich zwar bei jeder Gelegenheit über die steigenden Preise, schnallt aber nicht, das eine gewisse Inflation normal ist und man die Miete auch mal erhöhen könnte. Da habe ich wirklich Glück, auch wenn ich sonst definitiv kein gutes Haar an diesem Menschen lassen würde.


    Außerdem arbeite ich mittlerweile bei einem Arbeitgeber, der regelmäßig die Gehälter aller Arbeitskräfte ein klein wenig anhebt. Zwar gleicht das die Inflation noch nicht aus, aber zuvor war ich bei einem Blutsauger beschäftigt, bei dem die letzte Mitarbeiterübergreifende Gehaltsverbesserung noch in D-Mark statt fand und es auch viele Jahre nach dem Einstieg keinerlei Aussichten auf eine Anpassung gab.


    Ich wünschte der Staat würde die besonders Einkommensschwachen, die teils noch deutlich weniger verdienen als ich, auch besonders unterstützen. Ständig ließt man von massiven Förderungen für E-Autos und Photovoltaikanlagen, dabei kommt sowas eh nur für Leute in Frage, die finanziell auf einigermaßen sicheren Füßen stehen müssen. Trotzdem müssen auch die unpriviligierten Mieter und Geringverdiener solche Sachen mitfinanzieren. Mittlerweile leide ich an so einer Art Politikverdrossenheit, weil auf einen sozialen Umgang und Hilfe für die, die Hilfe brauchen, anscheinend nicht viel Wert gelegt wird.

  • Und ja, Nebenkostenabrechnung wird definitiv eine interessante Sache werden.

    Davor habe ich auch schon etwas Sorge. Weil ja nicht nur die Nebenkosten teurer werden (Gas), sondern auch Strom. :ugly-wink:


    Ich habe es heute beim Einkaufen auch wieder mitbekommen, dass zwei Personen (augenscheinlich gehörten sie zusammen bzw. haben gemeinsam eingekauft) drei bis vier Flaschen Öl kaufen wollen. Öl, was ohnehin bereits knapp ist. Und ich glaube, beim Mehl hatten sie auch übertrieben. Der Verkäufer hat ihnen zwei Flaschen wieder abgenommen und höflich erwähnt, dass pro Haushalt nur eine Flasche erlaubt ist. Aber wenn man dann noch versuchen möchte, mit irgendwelchen Kommentaren wie "Ja, wir sind aber zwei Haushalte / wir sind zwei Personen" eine zusätzliche Flasche zu ergattern... Ich mein - es steht bei der Auslage ja mittlerweile in jedem Laden, den ich betrete, ganz groß dran: Nur eine Flasche Öl pro Haushalt.


    Und bei den teuren Ölsorten ist auch meine persönliche Schmerzgrenze irgendwann erreicht - sorry. Es gibt sicherlich mal Zeiten, wo ich mir ein gutes Olivenöl hole, aber wenn ich nur mal eben Öl zum Braten verwenden möchte etc. gucke ich ab und zu auch mal auf den Preis. Und wenn es dann nicht da ist: Pech gehabt. :upside-down_face:


    Was ich gar nicht verstehen kann sind die Leute, die meinen, Öl im Lebensmittelgeschäft für das Auto oder das Motorrad zu verwenden. Ich kann einerseits verstehen, weil der Benzinpreis extrem teuer geworden ist, aber na - ob das Öl aus dem Lebensmittelgeschäft so gut für ein Kraftfahrzeug ist? Ich wage es zu bezweifeln... :weary_face: Ich war mal unterwegs gewesen und vor mir hat ein Motorrad so extrem gestunken, das kann ich nicht beschreiben. Meine Freundin hat schon Witze gemacht: "Der hat bestimmt Pflanzenöl getankt". :ugly-wink:

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